GutenTag,
vom Platzen einer Blase kann meines Erachtens überhaupt keine Rede sein. Eine Blase platzt dann, wenn sich ein Markt hochgeschaukelt hat und anschließend zusammen bricht, Verkäufer keine Käufer mehr finden und an den Rand der Insolvenz getrieben werden. Wenn ich mir jedoch die aktuellen Marktpreise, vor allem für gesuchte Sets, oder die Kilopreise für reine Steine anschaue, geht es dem Lego-Markt mehr als gut.
Meines Erachtens kommt es derzeit eher zu einer kleinen Preisbereinigung. Durch den neuen Falken wurden viele Spekulanten aufgeschreckt. Klar, es gibt den einen oder anderen, der unbedingt den alten Falken haben will, aber das dürfte eine absolute Minderheit sein. Die meisten AFOLs sind mit dem aktuellen Set bestens zufrieden. Da auch schon die ersten Gerüchte die Runde machen, als nächstes folgt der Sternenzerstörer, bekommen viele Panik, dass ihre für Geldanlage eingebunkerten Sets binnen Kurzem zu einem Ladenhüter werden können, wenn ein neuer, verbesserter Nachfolger auf dem Markt ist. Daher lieber jetzt für einen günstigeren Preis verkaufen (und immer noch 300 oder 400% Gewinn einstreichen), als in paar Monaten/Jahren darauf sitzen zu bleiben.
Was mir bei den Legozahlen auffällt: Lego nennt ausdrücklich City, Friends, Duplo und Technics als Umsatzbringer, aber nicht mehr Star Wars. Das bestätigt meine Beobachtung der letzten Monate: der Hype um Star Wars ist vorbei.
Gerade das schlägt aber bei Lego sehr stark ein. Star Wars war für Lego eine gewaltige Cash Cow, man konnte fast alle Preise aufrufen und es wurde gekauft. SW war sogar noch für Teenager cool, also für Menschen, die durchaus zu besonderen Gelegenheiten wie Geburtstag auch Sets für 100 - 200 EUR kaufen können. Da konnte man richtig Gewinne machen, trotz der fälligen Lizenzzahlungen.
Der Hype hatte seinen Höhepunkt gehabt mit dem Erscheinen der neu aufgesetzten klassischen Filme und der ersten neuen, aber scheint derzeit zunehmend am Verebben zu sein. Das sehe ich auch in meinem Freundeskreis: die ersten Filme im Kino waren Pflicht, die letzten nahm man nur mit, wenn man nichts besseres zu tun hatte, oder erklärte sogar, auf DVD oder Fernsehausstrahlung warten zu wollen. Die Kinder in meinem nahen Umfeld (wie auch meine eigenen) interessieren sich derzeit fast nur noch für Ninjago oder NexoKnight, aber kaum einer mehr für SW.
Duplo, Friends und City sind aber Systeme, die eher auf jüngere Kinder ausgerichtet sind. Da, wo ein Set eher 10 bis 20 EUR zu kosten hat. Kaum eine Mama und kaum ein Papa kaufen seinem Kindergartenkind Spielzeug in höherer Preislage. Bis auf ein paar Klassiker wie Feuerwehrstation oder Polizeiwache dominieren in diesem Umfeld kleine Sets für wenig Geld, wo natürlich auch die Gewinnspanne niedrig ist.
Was die Züge angeht: schaut man sich auf dem Umfeld der Modellbahner um, scheint Zug und Modellbahn an sich derzeit immer mehr auf absteigendem Ast zu sein. Dass Lego hier kaum noch Geld investieren möchte, ist daher verständlich. Wenn auch sehr schade.
Viele Grüße
Daniel