Kann mir jemand vom Fach erläutern, warum dann viele 80er-Jahre Teile heutzutage deutlich empfindlicher sind und viel schneller brechen als zu damaliger Zeit?
Hallo zusammen,
es gibt heute nach etwa 30 Jahren definitiv Probleme mit einigen Kunststoffen aus den Ende-80er-/90er-Jahren. Manche damaligen "Mischungen" (ich weiß nicht, wie es heißt, bin kein Techniker) bzw. Arten/Sorten sind nicht langzeitstabil. Das merkte man im Neuzustand natürlich nicht, nach Jahrzehnten der Alterung aber immer mehr.
Die Modellbahner in H0 singen seit ein paar Jahren traurige Lieder davon. In Foren häufen sich Berichte von Waggons, an denen beim normalen Anfassen Teile abbrechen. Oder es sollte eine Kupplung getauscht werden, dafür muß man den Wagen schon feste halten, plötzlich zersplitterte der ganze Wagen wie Glas.
Meistens sind es Güterwagen. Die waren beim Vorbild in Braun gestrichen, das war am unempfindlichsten gegen Dreck. Leider sind deshalb auch die meisten Modelle aus braunem Kunststoff... allerdings liegt es eben an bestimmten "Mischungen"/Arten/Sorten, denn es betrifft nur bestimmte Modelltypen. Bei Roco ist es extrem, viele Rungenwagen und Gedeckte Güterwagen. Bei Märklin sind es der KFZ-Transporter 4712 und der Rungenwagen 4771. Später kamen dann noch die Untergestelle der Fleischmann-Doppelstock-Personenwagen dazu, ebenfalls aus braunem Kunststoff. Ganz aktuell betrifft es die IORE-Erzbahn-Loks der ersten Modellserie von Roco, deren blaue Gehäuse splittern - Ersatzteile aus späteren Auflagen sind dunkler blau, besonders besch***en für eine Doppellok aus zwei Hälften. Entweder hat man danach einen Papagei, oder man blecht für 2 Teile - und Loks kosten ein Schweinegeld, E-Teil-Preise sind gepfeffert. Die Modellbahner sind stinksauer.
Zeitlich liegt das Ganze in einer Ära, in der die massenhafte Produktionsverlagerung nach Fernost stattfand. Der Auftraggeber sagte halt nur "macht mal schön - vor allem billig", und was dann an Material verwendet wurde, war offenbar zu oft in irgendwelchen Hinterhofklitschen zusammengepanscht. Bemerkenswerterweise gibt es seitdem zeitgleich auch wieder immense Probleme mit Zinkpest, die eigentlich seit den 50ern überwunden zu sein schien. Aber Geiz war noch nie geil, damit haben sich die Industrienationen nicht ins Knie geschossen, sondern das Knie gleich ganz weggeballert. Auf der Welt gibt es eben nix für lau, und wir bezahlen für alles, entweder ehrlich sofort oder mit Heulen und Zähneknirschen wenn das Kind im Brunnen liegt.
Wenn ihr zum Thema etwas lesen möchtet, dann sucht mal nach "roco braune wagen" oder "zinkpest".
Bei meinen alten Legos habe ich zum Glück keine Probleme mit Bruchempfindlichkeit. Zwar zerbrach ich beim Spielen insgesamt drei Dachplatten 4x12 der Feuerwache 357 - die Biegemomente beim ständigen Aufnoppen und vor allem Abziehen waren auf Dauer einfach zu viel, die Platten rissen etwa mittig ein und brachen irgendwann durch - aber das war noch damals in den 70ern, und außerdem konnte das Material nix dafür, es lag an meiner unsachgemäßen kindlichen Behandlung. Die weißen Mauersteine sind inzwischen leicht, aber durchaus sichtbar, vergilbt, aber ich möchte sie so lassen. Das Spielzeug ist mit mir zusammen alt geworden; ich sehe auch nicht mehr so aus wie damals
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