So, weiter geht's.
Figuren
Figuren sind bei Klemmbausteinsets so eine Sache. Man kennt die Legofiguren und ist stark an deren Look gewöhnt, also wird automatisch mit diesen Figuren verglichen. Da diese Figuren aber (noch) geschützt sind und nicht kopiert weren dürfen, können Figuren anderer Hersteller, die den Look ihrer Figuren an den von Lego anlehnen, nur verlieren. MegaBloks/Construx geht hier schon lange einen eigenen Weg und kreiert die Figuren als kleine Actionfiguren.
Bei der Enterprise fand ich das sehr merkwürdig, immerhin waren hier normale Menschen Vorbild für die Figuren. Daher habe ich die Enterprise bei mir auch ohne die Figuren ausgestellt.
Bei MotU sind die Vorbilder jedoch Actionfiguren und das passt perfekt. Die Minifiguren sind kleine Kopien der Actionfiguren und sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich, was ziemlich cool ist.
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Prinz Toran, auf Flickr
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Prinz Toran, auf Flickr
Da die Figuren von der Form her viel detaillierter sind als Legofiguren mit ihren glatten Oberflächen, vermute ich mal, dass sie handbemalt sind. Das sollte man bei seinen Erwartungen an die Figuren bedenken. Für die einen ist das eine Aufwertung, für andere eher nicht, wenn die Farbe hier oder da doch nicht 100%ig perfekt sitzt. Wobei man schon genau schauen muss, um Unregelmäßigkeiten zu entdecken.
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Die Figuren haben viel mehr Freiheitsgrade als Legofiguren, was es im ersten Moment schwerer macht, sie auf den Platten zu platzieren, den Spielwert aber natürlich enorm steigert.
Gespielt wurde bei mir nur kurz mit den Figuren, da es unmöglich ist, dem Sohnemann das zu verbieten. Er ist total begeistert von der Burg und den Figuren. Das Ganze funktioniert also heute noch genauso wie vor 40 Jahren. Trotzdem musst ich ihn ein wenig einbremsen, da ich von MegaBloks-Figuren keine Erfahrungswerte bezüglich Ausleiern der Gelenke habe. Mein Gefühl sagt mir, dass der Kunststoff nicht so hart ist wie bei Legofiguren und ein Ausleiern einigermaßen wahrscheinlich ist.
Also Bespielen nur in Maßen, was wiederum sehr schade ist, denn dieses Set vereint eigentlich Jung und Alt, weil es einen hohen Nostalgie- und einen hohen Spielwert hat.
Dem Set liegen 6 Minifiguren bei, hier bin ich nicht so fit und möchte mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. He-Man, Skeletor, Beast Man und Man-At-Arms gibt es schon als Einzelfiguren bzw. im Minifiguren-Pack. Inwiefern die Figuren sich in den einzelnen Sets unterscheiden, weiß ich nicht.
Exclusiv ist - glaub ich - nur Sorceress.
Wer genaueres weiß, bitte schreiben.
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Besondere Teile und Bautechniken
Gefühlt ist es bei Lego irgendwie so, dass neue Teile zuletzt häufig Formteile waren. Dass es aber auch sinnvolle Weiterentwicklung von Standardbricks geben kann, wird bei diesem Set an einigen Stellen deutlich.
Zunächst der Klassiker: der Baurichtungsumkehrer:
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Dazu ist glaub ich alles gesagt. Lego weigert sich beharrlich ein solch nützliches Teil zu produzieren. Also Schwamm drüber.
Für die Detaillierung der Fassade gibt es viele Slopes und Cut Corner Plates und Tiles, die ebenfalls bei Lego unbekannt sind und so einen direkten Nachbau unmöglich machen, oder ihn sehr viel steiniger aussehen lassen würden.
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Außerdem arbeitet MegaConstrux viel mit hohlen Studs, in die Pins gesteckt werden können, was Elemente wie die Zinnen sehr stabil macht.
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Auch interessant, die Technik Minifig-Hände bzw. daraus abgeleitete Teil als platzsparende Halter zu verwenden, wird von MegaConstrux an vielen Stellen verwendet.
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Die Technik, dass Scharniere so gestalten sind, dass sie zum Teil in Platte verschwinden können, find ich erwähnenswert.
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Es klingt vielleicht ein wenig albern, aber wenn man jahrelang nur mit Lego gebaut hat, kommen einem einige hier verwendete Techniken fast schon unerhört verwegen vor. Tatsächlich macht es aber Spaß zu sehen, was man noch so alles machen kann. Es kommt ein wenig das "MOC-Bestaunen"-Feeling auf, dass man auf Legoausstellungen immer wieder hat, wenn man sieht, was für abgefahrene Sachen abseits der legalen Bautechniken möglich sind.
Hier noch ein paar weitere interessante Teile:
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Playset
Es ist schön zu sehen, dass dieses Set eindeutig dem Playset von damals nachempfunden wurde und nicht vielleicht einer Version des Castle aus der Zeichentrickserie, die vielleicht vom Playset abweicht. Ich gebe zu, ich hab die Serie nie gesehen und da ich das Playset auch nie hatte, beschränke ich mich auf die Funktionen des Bausets ohne Vergleiche anzustellen. Wäre schön, wenn das irgendjemand kommentieren kann.
Zugbrücke: die Zugbrücke klemmt beim Hochklappen leicht und kann wieder runtergelassen werden, indem man mit einem Schwert in ein Loch neben dem Tor sticht, oder wenn man fest auf den Tisch haut. Das Tor selbst sieht von innen wie von außen super aus. Ein Hochziehmechanismus wäre nett gewesen (Gab es so was beim Playset?)
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Trainingsraum, oder wie mein Sohn sagt, Fitnessstudio: Es gibt hier so ein Teil was sich dreht, wenn man gegenschlägt, zum Kampftraining. Ganz nett, die Ausführung ist ok.
Gefängnis/Falltür/Thron: Das Gefängnis befindet sich im unteren Stockwerk und wird mit einer Gittertür verriegelt. Drinnen befinden sich zwei rosafarbene Arme, die mir leider nichts sagen. Von der Decke hängt ein Kette. In das Gefängnis gelangt man durch die Tür oder durch eine Falltür. Diese wird ausgelöst, indem man den Thron nach rechts schiebt. Cool.
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Geheimtüren: es gibt zwei, eine im Erdgeschoss, die umgestoßen werden muss, und eine im ersten Stock, die aufgeklappt werden kann und zum Sims nach draußen führt.
Aufzug: Der Aufzug wird einfach hoch und runtergeschoben und hält mittels einer Feder, die eine 2x2 round Tile auf Tiles auf der der Schiene drückt. Hält ganz gut und lässt sich trotzdem leicht verschieben. Einfach aber wirkungsvoll gelöst.
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Kanone: Auf dem Dach ist eine Kanone, die sich drehen und neigen lässt. Abschießen kann man damit nix (find ich gut).
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Turmdachkammer: ganz oben befindet sich hinter einer Holztür noch ein Raum mit blauen Kristallen.
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Das Set funktioniert als Playset ganz fantastisch. Da ich die Serie nicht kenne, konnte ich meinem Sohn wenig darüber erzählen, was in dieser Burg so passiert. Das hat ihn aber keine Sekunde davon abgehalten sich selbst sofort die wildesten Geschichten zu den Figuren und Funktionen auszudenken. Ich glaube, wer das Playset damals hatte, kommt hier voll auf seine Kosten.
Aussehen und Stabilität
Wie positiv auch immer all das war, was ich schon beschrieben habe, das größte Kaufargument ist wohl der unglaublich coole Look des Castle selbst. Die Tiefziehversion von damals bietet natürlich viel mehr gestalterischen Freiraum während man bei Bricks einige Kompromisse machen muss. Aber ich denke, die Umsetzung ist bestmöglich gelungen. Dieses Set wirkt definitiv hochwertiger als das Playset von damals und beim Spielen muss man auch keine Kompromisse machen, da alles superfest aufeinander sitzt. Angst, dass beim Spielen ständig was abbricht, braucht man hier nicht zu haben.
Einzige Ausnahme, der Griff. Zum Glück versucht das Set erst gar nicht der Funktion des Tragegriffs gerecht zu werden und der Griff löst sich bereits beim Anheben. Würde der Griff sich erst lösen, wenn das Set einen halben Meter über den Tisch wäre, könnte das unschön enden (auch für den Tisch).
Beim Original ist die Farbgebung natürlich fließend. Das hier vorherrschende Sand Green ist aber sehr farbtreu, bei allen Bausteinen in dieser Farbe. Es gibt in der Fassade nur zwei weitere Grüntöne, ein dunkles Grüngelb, was im Mauerwerk heraussticht und ein bläuliches Grün, was bei den Felsen für Auflockerung sorgt. Trotz nur drei Farbvarianten wirkt die Fassade lebendig und keinesfalls monoton, was eindeutig der Bauweise durch Bricks zu verdanken ist. Ein einziges großes Plastikteil mit nur drei Farbtönen würde deutlich uninteressanter wirken.
Die Zeichnung auf dem Karton wiederspricht den Fotos, die man im Internet so findet, dort wirkt das Castle deutlich trister. In echt ist jedoch gar nicht trist und hat kräftige Farben. Obwohl sich die Technik zur Gestaltung der Mauerrundung wiederholt und sogar fast ausschließlich monoton in eine Richtung verläuft, funktioniert es super als Mauerwerk. Es macht einfach Spaß, das Ding nur anzuschauen.
Hier mal ein paar Bilder vom geschlossenen Set:
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Einen Unterschied gibt es noch im Detail. Die Noppen sind in ihrer Oberflächengestaltung unterschiedlich. Es gibt glatte Noppen und Noppen mit Spritzgussansatz. Bei mehrreihigen Bricks und Plates ist das Logo zwischen den Noppen, bei einreihigen auf den Noppen. Das wirkt leider etwas unruhig und inkonsistent, besonders die eine Noppe mit dem Spritzgussansatz stört den Asymmetriphobiker (geiles Wort) in mir.
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Statistik und Fazit
Preis 250€ (aktuell bei amazon.de, Ich habs für 2€ mehr bei amazon.co.uk bestellt, als es das Set in Deutschland noch nicht gab.)
Teile hier war ich ein wenig irritiert. In allen Händlerbeschreibungen steht "über 3.500 Teile". Nimmt man die Stückliste, in der die Figuren als ein Teil geführt werden (was ich auch so sehe), kommt man nur auf 3.339 Teile, also 161 Teile weniger.
Zählt man die Figurenteile einzeln, wie in der Anleitung gezeigt, kommt man auf 3.433 Teile, immer noch weniger als angegeben.
Zählt man die
235 (!) Spare Parts mit, kommt man auf 3.574 bzw. 3.668 Teile. Die Angabe ist also wirklich eher als grobe Schätzung zu sehen.
Preis pro Teil irgendwas zwischen 7,4 Ct und 6,8 Ct je nach Anzahl der Teile.
Gewicht ca 2,65 kg inkl. Figuren, ohne Spare Parts und ohne Tüten.
Preis pro Kilo 94,34€
Bauzeit ca. 12 Genießerstunden
Das Castle zeigt eindrucksvoll, wie die Kombination aus Playset und Displayset gelingt.
Hier wurde eine kultige Spielsetvorlage gewissenhaft und mit viel Fanliebe auf ein höheres Level gehievt.
Zu Bemängeln gibt es kaum etwas.
Ein in allen Punkten (Kultigkeit, Detailliebe, Displayfähigkeit, Bespielbarkeit) vergleichbares Legoset ist nach meinem Geschmack nur das Ghostbusters Headquarter.
Das Set teilt sich in meiner Top-Sets-Liste in der Kategorie „Fiction“ den 3. Platz zusammen mit dem GBHQ gleich hinter Orthanc und Tumbler.